Formen, Schriften, Farben: Das neue Bürgermut-Design

Wofür steht eine Organisation? Was tut sie und wie? Ein gelungenes Design beantwortet diese Fragen visuell und wirkt oft unbewusst. Für uns hat sich Alexandra Bald an das Design von Bürgermut gewagt und ein luftiges und markantes Erscheinungsbild entwickelt. Im Interview erzählt sie, wie der Mix aus Schriften, Formen und Farben entstanden ist und was sie bei ihrer Arbeit inspiriert.

Wie bist du an unser neues Designkonzept herangegangen?

Zu Beginn stelle ich viele Fragen: Welche brauchbaren oder gar wertvollen Elemente gibt es schon? Wohin soll die Reise gehen? Wie wollen wir wirken und was soll die Marke auf visueller Ebene leisten? Wen sprechen wir an? Mit welchem Look fühlen wir uns wohl? Wie kommunizieren wir, was wir tun und was uns wichtig ist? Und dann versuche ich Antworten auf diese Fragen zu finden.

Was hat es mit den unterschiedlichen Schriften und Formen auf sich?

Das ursprüngliche Logo der Stiftung Bürgermut war Ausgangspunkt aller Überlegungen, denn es sollte beibehalten werden. Ich fand es wichtig, dass es im neuen Design einen Anknüpfungspunkt zu ihm gibt. Die Nutzung der Logoschrift Gill Sans hat sich angeboten. Ausgehend davon habe ich mich gefragt: Welche Schriften bieten spannende Kontraste zu der etwas „old schooligen“ Schrift? Entstanden ist so ein dynamischer Mix aus vier Schriftschnitten, die uns vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten und -hierarchien bieten.

Das Set von 28 Formen habe ich entworfen, um eine visuelle Klammer für die Verwendung von Fotos und Grafiken zu schaffen. Mit den Formen können Designer:innen und das Team experimentieren und etwas Neues schaffen. Sie können mit Farbakzenten oder mit Fotos gefüllt und jedes Mal frei arrangiert werden. Dieser Prozess ist Sinnbild für die Arbeit der Stiftung: Experiment, Entwicklung, Dynamik, Fortschritt, Zusammenspiel, Innovation, Spannungsfeld.

Was macht den größten Unterschied zwischen dem alten und neuen Design aus?

Ich denke, das neue Erscheinungsbild ist markanter, lauter und wirkt durch seine dynamischen Aspekte auch jünger. Erscheinungsbilder sind immer eine Art Momentaufnahme. Vor 15 Jahren, als das alte Corporate Design kreiert wurde, war die Stiftung eine andere, als sie es heute ist. Und in 15 Jahren wird sie ebenfalls eine andere sein und wahrscheinlich ein Redesign brauchen.

Wo nimmst du deine Inspiration her? Hast du zum Beispiel eine Design-Playlist oder gibt es Designer:innen, denen du folgst?

Das ist eine gute Frage! Ich frage mich das auch. Nein, im Ernst: Grundsätzlich inspirieren mich Reisen, fremde Orte, Filme, Ausstellungen, Bücher. Deren Einfluss kann ich allerdings nur vage meiner Arbeit zuordnen. Ich denke, da läuft auch viel unterbewusst ab.

Natürlich sammle ich auch Dinge, die mir im Internet begegnen und interessant erscheinen. Bei jedem Projekt recherchiere ich erst mal sehr breit und sammle alles, was mir einfällt und über den Weg läuft. Manchmal entsteht aus einem Foto eine Idee, deren Quelle schlussendlich nicht mehr nachvollziehbar ist. Aber genau das ist ja das Spannende und Zauberhafte!

Fotocredit: Sylviane Brauer

Wie stark beschäftigen dich Designfragen in deinem Alltag? Hast du eine Déformation professionelle und beurteilst z.B. alle Layouts und Websites, denen du begegnest?

In erster Linie bin ich Nutzerin bzw. Empfängerin wie alle anderen auch. Ich erwische mich aber schon oft bei der Analyse fremder Arbeiten. Warum hat die Website jetzt gerade so gut oder schlecht funktioniert? Warum hat mich das Plakat gerade so massiv angesprochen? Warum kann ich mich in dem Programmheft einfach nicht orientieren?

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